Jens Holtkamp
Leiter Unternehmenskommunikation
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2020 war ein herausforderndes Jahr. Die Corona-Pandemie hat die Berliner Wirtschaft hart getroffen und viele Unternehmen, KMU und Soloselbstständige unverschuldet in eine Existenzkrise geführt. Bund und Länder haben jedoch schnell reagiert und für die Unternehmen in dieser schwierigen Lage diverse Unterstützungsangebote und Hilfsprogramme initiiert. Insgesamt wurden in 2020 Mittel in Höhe von 2,2 Mrd. Euro bewilligt und ausgezahlt. Rund 380.000 Arbeitsplätze konnten so gesichert werden.
Das Geschäftsergebnis der IBB ist angesichts der großen Herausforderungen und pandemiebedingten Auswirkungen auf die Berliner Wirtschaft in 2020 positiv zu bewerten. Es basiert auf einer stabilen Ertragslage und einer unerwartet positiven Neugeschäftsentwicklung. Mit Finanzierungszusagen in der Wirtschafts- und Immobilienförderung in Höhe von rund 1.774 Mio. Euro konnte das Niveau vom letzten Jahr nahezu gehalten werden (- 6,1 %). Das wirtschaftliche Ergebnis lag mit 31,8 Mio. Euro um 23 % unter dem Vorjahreswert. Nach der Leistung eines Berlin-Beitrags in Höhe von 20 Mio. Euro verblieb ein Jahresüberschuss von 11,8 Mio. Euro.
2019 | 2020 | Änderung (%) | |
---|---|---|---|
Bilanzsumme (Mio. Euro) | 18.219,7 | 19.449,7 | + 6,8 |
Geschäftsvolumen | 19.076,1 | 20.351,3 | + 6,7 |
Eigenkapital | 790,7 | 802,5 | + 1,5 |
Gesamtkapitalquote (%) | 17,0 | 16,1 | |
Kernkapitalquote (%) | 16,7 | 16,0 |
2019 | 2020 | Änderung (%) | |
---|---|---|---|
Operatives Ergebnis (Mio. Euro) | 132,8 | 132,9 | +0,1 |
darunter Zinsergebnis | 101,3 | 82,8 | - 18,3 |
⁒ Verwaltungsaufwand | 80,3 | 88,1 | + 9,7 |
⁒ Risikovorsorge/Bewertungen | 10,7 | 12,9 | + 20,6 |
Wirtschaftliches Ergebnis | 41,8 | 31,8 | - 23,9 |
⁒ Berlin-Beitrag | 20,0 | 20,0 | +/- 0 |
Jahresüberschuss | 21,8 | 11,8 | - 45,9 |
Förder-Cost-Income-Ratio | 60,4 | 66,3 |
Das gute Ergebnis im Geschäftsjahr 2020 verdankt die IBB vor allem dem Engagement und der Leistung ihrer Mitarbeiter:innen. Ein wichtiger Baustein unserer Personalentwicklung ist daher die Förderung sowie Aus- und Weiterbildung unserer Beschäftigten. Großen Wert legt die IBB zudem auf die Möglichkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, da dies eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit, die persönliche Zufriedenheit und die Leistung unserer Beschäftigten ist. Im Krisenjahr hat die IBB vor allem ihr Angebot fürs "Mobile Arbeiten" erweitert und noch flexiblere Rahmenbedingungen geschaffen. Über 70 % der Belegschaft haben nun die Möglichkeit von Zuhause aus zu arbeiten.
Die IBB hatte am Ende des Berichtsjahres insgesamt 701 Beschäftigte, davon 418 Mitarbeiterinnen und 283 Mitarbeiter. Auf die Beschäftigten entfallen 43 Auszubildende und Dual-Studierende, was einer Quote von 6,1 entspricht. In 2020 wurden insgesamt 64 neue Mitarbeiter:innen eingestellt. Das ist die höchste Anzahl an Neueinstellungen innerhalb eines Jahres in der IBB seit Gründung als Anstalt des öffentlichen Rechts im Jahr 2004.
Die Corona-Pandemie traf die Berliner Wirtschaft hart. Viele Unternehmen, KMU und Soloselbstständige gerieten in eine schwere wirtschaftliche Krise mit noch nicht abschätzbaren Folgen. Bund und Land haben deshalb zahlreiche Hilfsprogramme aufgelegt, um die Berliner Wirtschaft in der Krise zu stärken, die Existenz der betroffenen Unternehmen sowie Arbeitsplätze zu sichern und die finanziellen Verluste zu reduzieren. Die IBB hat die Corona-Soforthilfen für das Land Berlin abgewickelt und 15 Hilfsprogramme in 2020 bearbeitet.
Die Bearbeitung der November- und Dezemberhilfen wurde im Berichtsjahr zwar vorbereitet, konnte aber noch nicht erfolgen. Die entsprechenden Werte wurden daher noch nicht berücksichtigt.
Corona-Soforthilfe | Anträge insgesamt | Bewilligungen | Volumen (Mio. EUR) |
---|---|---|---|
Soforthilfe I (Liquiditätsdarlehen) | 1.623 | 1.007 | 105,6 |
Soforthilfe II (Corona Zuschuss) | 244.814 | 213.136 | 1.807,4 |
Soforthilfe IV (Zuschuss Kultur und Medien) | 739 | 336 | 24,2 |
Soforthilfe V (Zuschuss für KMU) | 1.737 | 317 | 8,3 |
Coronahilfen für Start-ups | 545 | 110 | 57,0 |
Überbrückungshilfe | 13.062 | 12.066 | 212,6 |
Soforthilfe VIII (Gewerbemieten) | 471 | 318 | 3,2 |
Soforthilfe IX (Stipendium Kulturschaffende) | 2.145 | 1.995 | 18,0 |
Soforthilfe X (Ehrenamts- und Vereinshilfen) | 170 | 56 | 1,5 |
Soforthilfe XI (Modelabels) | 25 | 11 | 0,6 |
Soforthilfe XII (Schankwirtschaft) | 448 | 11 | <1 |
Die Stärkung der Berliner Wirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind die obersten Ziele der Wirtschaftsförderung. Im Zentrum unserer Wirtschaftsförderung steht daher die Förderung und Finanzierung von Start-ups und Gründer:innen sowie von Bestandsunternehmen. Die Finanzierungszusagen in der Wirtschaftsförderung waren in 2020 coronabedingt rückläufig und beliefen sich auf rund 328 Mio. Euro.
Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Rückgang der Wirtschaftstätigkeit haben in Berlin deutliche Spuren hinterlassen. Neben den umfassenden Corona-Hilfsmaßnahmen wollen wir auch mit unseren klassischen Förderprogrammen #jetztfürstabilität und Perspektive sorgen. Unser Ziel ist es, die Wirtschaft zu stärken und den zahlreichen Berliner Unternehmen einen optimalen (Neu-)Start nach der Krise zu ermöglichen.
Mit Finanzierungszusagen in Höhe von 327,8 Mio. Euro liegt das Förderergebnis 23 % unter dem Vorjahreswert (425 Mio. Euro). Nachdem das Finanzierungsvolumen in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist, ist dies krisenbedingt der erste Rückgang seit 2016.
Für Unternehmen in den Berliner Clustern wurden in 2020 insgesamt 617 Finanzierungszusagen über 192,3 Mio. Euro ausgesprochen. Unter Einrechnung der IBB Ventures ergeben sich 670 Zusagen über 217,4 Mio. Euro.
*Informations- und Kommunikationstechnik
Mit 39,6 % entfielen annähernd zwei Fünftel der Finanzierungszusagen auf Gründungsvorhaben. Das Finanzierungsvolumen für Gründungsvorhaben ist mit 96,0 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr (68,9 Mio. Euro) um beachtliche 39,3 % gestiegen. Finanziert wurden im Berichtsjahr insgesamt 355 Gründungsvorhaben und damit nur unwesentlich weniger als im Jahr zuvor (360), was angesichts der Krise und Einschränkungen in vielen Branchen überrascht.
Die wichtigsten Programme für Gründer:innen waren:
Programm | Finanzierungszusagen | |
---|---|---|
Anzahl | in Mio. EUR | |
Mikrokredite | 73 (84) | 1,8 (1,8) |
Pro FIT | 71 (58) | 31,1 (20,9) |
Innovationsassistent/-in | 70 (65) | 1,4 (1,3) |
Berlin Start | 62 (79) | 10,0 (12,4) |
Gemeinschaftsaufgabe (GRW) | 43 (35) | 44,9 (27,8) |
Tochtergesellschaften | ||
GründungsBONUS (IBT) | 133 (201) | 6,5 (9,9) |
IBB Ventures | 67 (56) | 25,4 (17,0) |
Für einige besondere Finanzierungs- und Förderangebote hat die IBB Tochtergesellschaften gegründet, die z.B. Venture-Capital-Finanzierungen (IBB Ventures, vormals: IBB Beteiligungsgesellschaft mbH) oder ausgewählte zuschussbasierte Förderprogramme (IBB Business Team GmbH) anbieten. In 2020 wurde zur Umsetzung von Coronahilfen für Start-ups die IBB Capital GmbH neu gegründet.
Die IBB Beteiligungsgesellschaft – heute IBB Ventures – wurde 1997 gegründet und ist seit Jahren einer der aktivsten Venture Capital-Investoren Deutschlands. Die Gesellschaft hat sich in Berlin als Marktführer im Bereich Early Stage Finanzierungen etabliert und maßgeblich zur Entwicklung Berlins als erfolgreicher europäischer Start-up-Standort beigetragen. Zum Jahresende 2020 umfasste das Portfolio 84 Unternehmen, von denen 62 % auf den Technologiebereich und 38 % auf die Kreativwirtschaft (Consumer & Digital) entfielen.
Die IBB unterstützt mit ihrem Tochterunternehmen, der IBB Business Team GmbH (IBT), Berliner Gründer:innen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Eigentümer von Wohnimmobilien. Das Förderangebot stellt eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Existenzgründung und den Unternehmensausbau dar. Geboten werden Zuschüsse und umfangreiche Beratungsleistungen. Die IBT hat in 2020 sowohl die Anzahl der Finanzierungszusagen gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, wie auch das zugesagte Zuschussvolumen um 46 % erhöht.
Die in 2020 gegründete IBB Capital GmbH hat die Aufgabe, junge Berliner Unternehmen mit einem innovativen Geschäftsmodell durch Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Instrumente zu finanzieren. Die neue Tochter der IBB setzt hierfür das Programm "Coronahilfen für Start-ups" um. Grundlage hierfür ist das 2-Mrd.-EUR-Hilfspaket des Bundes für Start-ups und KMU, das über die KfW organisiert wird und die Unternehmen in der Corona-Krise unterstützen soll. Bei der Auszahlung der Finanzierungsmittel kooperiert die IBB mit sogenannten Intermediären, die wiederum Start-ups zur Prüfung einreichen. Die Intermediäre ergänzen die Mittel bei positivem Ergebnis mit einem mindestens 20%-igen Eigenanteil. Durch die IBB Capital GmbH konnten in kurzer Zeit 73 Eigenkapitalfinanzierungen in Höhe von rund 38 Mio. Euro zugesagt werden.
Wir erreichen mit der IBB Capital private VC-Investoren, Family Offices und Business Angels und erhöhen damit die Coronahilfen für Start-ups in Berlin. Diese Kombination ist einzigartig in Deutschland und kommt den Start-ups #jetztfürinnovationen zugute.
Berlin ist attraktiv und wird auch in den kommenden Jahren zahlreiche Menschen anziehen, die in der Hauptstadt leben möchten. Das starke Einwohnerwachstum der letzten Jahre ist nach wie vor eine große Herausforderung für den Berliner Wohnungsmarkt. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Berlin als wachsende Stadt benötigt angemessenen, bezahlbaren Wohnraum für alle Berliner:innen. Die IBB unterstützt daher den Bau preiswerter Wohnungen und die Modernisierung und Instandhaltung des Wohnungsbestands. In der Immobilien- und Stadtentwicklung konnten in 2020 Finanzierungszusagen in Höhe von 1.446 Mio. Euro getätigt werden.
Die Nachfrage am Immobilienmarkt ist in Berlin trotz Corona-Krise ungebrochen. Durch das starke Bevölkerungswachstum der letzten Dekade ist vor allem das Wohnangebot im unteren Preissegment knapp geworden. Die IBB wird den Wohnungsneubau daher auch in Zukunft fördern und #jetztfürfinanzierungen von Wohnraum sorgen.
Im Geschäftsfeld Immobilien- und Stadtentwicklung sind die Finanzierungszusagen geringfügig um 1,2 % auf 1.446,0 Mio. Euro gesunken. Das Finanzierungsergebnis lag damit nur 17,6 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert, ist aber ungeachtet dessen das zweithöchste Ergebnis der letzten zehn Jahre.
* ohne Sonderfinanzierungen
3.769.962 Menschen waren Ende des Jahres 2020 in Berlin gemeldet. Das Einwohnerwachstum stagniert damit mit einem Anstieg von nur 467 gegenüber dem Vorjahr. Gründe für die Stagnation sind vor allem die Abwanderungen von Einwohner:innen deutscher Staatsangehörigkeit, die hauptsächlich nach Brandenburg erfolgen, sowie der durch die Corona-Beschränkungen geringere Zuzug aus dem Ausland.
*melderechtlich registrierte Einwohner:innen
Seit 2017 ist die Zahl der Baugenehmigungen, die in den letzten 10 Jahren davor stark angestiegen war, wieder rückläufig. Auch in 2020 ist die Anzahl der genehmigten Wohnungen mit 20.459 im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 % gesunken und liegt gleichzeitig 18 % unter dem Höchststand von 2016. Die Zahl der Fertigstellungen beläuft sich in 2020 auf 16.337 Wohnungen und liegt damit auf dem Niveau von 2018. In den letzten 10 Jahren wurde der Bau von rund 190.000 Wohnungen in Berlin genehmigt und rund 120.000 Wohnungen wurden fertiggestellt.
Aufgrund der neu eingeführten Wohnraumförderbestimmungen (WFB 2019) im August 2019 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen im Vorjahr beschlossen, die Programme 2019 und 2020 mit einer Zielvorgabe von 8.500 Wohnungen zusammenzulegen. Unter Einbeziehung von 258 Belegungswohnungen, für die Landesgrundstücke zur Verfügung gestellt wurden, konnten im Doppelprogramm insgesamt 5.800 Wohnungen gefördert werden, womit die Zielvorgabe zu gut zwei Dritteln realisiert wurde. Dazu kommen 6.740 freifinanzierte Wohnungen, die im Zusammenhang mit den geförderten Wohnungen entstehen, so dass im Doppelprogramm 2019/2020 insgesamt 12.540 Wohnungen auf den Weg gebracht werden konnten.
*TP=Teilprogramm
Die IBB hat in den letzten Jahren viel für ein systematisches Nachhaltigkeitsmanagement getan und mit dem in 2020 neu gestarteten Nachhaltigkeitsprojekt "Impact Bank Berlin" den nächsten Schritt zur ganzheitlichen Ausrichtung der IBB als nachhaltige Förderbank unternommen. Das Projekt hat die Aufgabe, weitere Verbesserungspotenziale zu identifizieren und deren organisatorische Umsetzung vorzubereiten. Fokusthemen sind unter anderen die Menschenrechte sowie der Aufbau eines an strengen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) orientierten Portfolios im Rahmen der Anlagen unserer Liquiditätsreserven durch unseren Treasury-Bereich.
Im Frühjahr 2020 hat die IBB die gezielte Ausrichtung eines Teils ihres Anlageportfolios auf nachhaltige Geldanlagen gestartet. So konnte bis Jahresende ein ESG-Teilportfolio (Environmental, Social, Governance) im Volumen von 269 Mio. Euro aufgebaut werden, von dem rund 59 % auf sogenannte "Green Bonds" und 41 % auf "Social Bonds" entfallen. Bei diesen Anlageentscheidungen wird nicht nur die Bonitätsbewertung der Anleihen, sondern auch eine Nachhaltigkeitsbewertung in Hinsicht auf Klimaauswirkungen und soziale Aspekte vorgenommen. Bis Ende 2022 sollen insgesamt 500 Mio. Euro nachhaltig in "Green Bonds", "Social Bonds" und "Sustainability Bonds" investiert werden.
Auch auf dem Gebiet der Beteiligungen hat die IBB den Kurs in Richtung Nachhaltigkeit eingeschlagen und sich mit 1 Mio. Euro am "European Social Innovation and Impact Fund" (ESIIF) beteiligt. Der Fonds finanziert Sozialunternehmen, die unternehmerisch, verantwortungsbewusst und transparent geführt werden und primär das Ziel verfolgen, messbare positive soziale und/oder ökologische Wirkungen auf die Gesellschaft zu erzielen.
Auch 2021 werden noch einige Herausforderungen auf uns zukommen. Die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie werden uns weiter viel Kraft, Durchhaltevermögen und Zuversicht abverlangen und von der Politik weitere Maßnahmen und Unterstützungsprogramme erfordern. Die IBB wird weiterhin ihr Bestes geben, um die Berliner Wirtschaft #jetztfürmorgen zu stärken.
Leiter Unternehmenskommunikation