Wirtschaft bremst ab: Leichter Rückschlag für die Berliner Warenexporte
Berlin
- 2023 sinken die Berliner Exporte leicht um 0,3% auf 16,7 Mrd. EUR (Deutschland insgesamt: -0,3%)
- In 2024 könnten die Exporte um 4% steigen
- Wichtigste Exportmärkte: USA (1,5 Mrd. EUR) und Frankreich (1,3 Mrd. EUR)
- Polen erstmals wichtigster Außenhandelspartner (4,1 Mrd. EUR Exporte + Importe)
- Wichtigstes Exportgut 2023: pharmazeutische Erzeugnisse (2,5 Mrd. EUR)
Die Wirtschaft hat 2023 kräftig abgebremst, auch wenn das Berliner BIP wieder deutlich überdurchschnittlich abgeschlossen haben dürfte – wofür die Dienstleistungen gesorgt haben. Zumindest die Berliner Industrieproduzenten bekamen aber den konjunkturellen Gegenwind im Zuge internationaler Unsicherheiten zu spüren. So sanken die Umsätze der 325 Berliner Industriebetriebe mit mehr als 50 tätigen Personen in 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 11,1% auf 35,2 Mrd. EUR. Der Auslandsumsatz ging um 5,7% zurück und die Warenexporte sanken leicht um 0,3% auf nur noch 16,69 Mrd. EUR.
Dr. Hinrich Holm, Vorsitzender des Vorstands der Investitionsbank Berlin (IBB): „Die Berliner Wirtschaft wächst erfreulicherweise stärker als der Bund. Das liegt in Teilen an dem sehr starken Dienstleistungssektor und einem im Bundesvergleich niedrigen Industrieanteil. Natürlich kann sich die Berliner Wirtschaft nicht in Gänze von weltwirtschaftlichen Schocks abkoppeln. Das zeigen die Ergebnisse unserer aktuellen Export-Studie. Ich sehe die Berliner Industrie für die kommenden Monate insgesamt aber besser aufgestellt, darauf deuten die aktuell vollen Auftragsbücher hin.“
So weisen die Volkswirte der IBB in ihrer Export-Studie darauf hin, dass im letzten Quartal 2023 knapp 9% mehr Aufträge gemeldet wurden. Allein im Dezember 2023 waren es sogar fast 18% mehr Aufträge als im Vorjahresmonat. Ausgehend von dem derzeit etwas abgesenkten Ausfuhrniveau könnten die Berliner Warenexporte auf das Jahr 2024 hochgerechnet um 4% steigen.
Pharmazeutische Erzeugnisse sind das wichtigste Berliner Exportgut
Nach außergewöhnlichen Zuwächsen während der Coronapandemie um 1,2 Mrd. EUR normalisieren sich die Exportzahlen bei den pharmazeutischen Erzeugnissen nun wieder: Sowohl in 2022 (-396 Mio. EUR) als auch in 2023 (-431 Mio. EUR; -14,9%) sanken die Exporte auf zuletzt 2,46 Mrd. EUR. Sie bleiben mit einem Anteil von 14,7% an allen Exporten dennoch das mit Abstand wichtigste Berliner Exportgut. Die Ausfuhren von medizinischen und orthopädischen Geräten behielten ihren positiven Wachstumstrend bei und stiegen um 4,9% (+48,6 Mio. EUR) auf 1,05 Mrd. EUR. Beide Warengruppen gehören zum hochspezialisierten und international anerkannten Berliner Innovationscluster „Gesundheitswirtschaft“.
USA wichtigster Abnehmer Berliner Waren
Die Vereinigten Staaten von Amerika bleiben mit einem Anteil von 9,3% auch weiterhin das wichtigste Berliner Exportland. Insgesamt sank aber die Nachfrage nach Produkten aus der deutschen Hauptstadt um 2,4% (-38,4 Mio. EUR) auf 1,53 Mrd. EUR. Das wichtigste Exportgut sind mit 197 Mio. EUR (-11,8%) die sogenannten „sonstigen Fahrzeuge“, zu denen u.a. Motorräder gehören. Auf Platz zwei der wichtigsten Exportländer löst Frankreich mit dem Kauf Berliner Waren im Wert von 1,26 Mrd. EUR die Volksrepublik China mit 1,25 Mrd. EUR knapp ab.
Polen löst China erstmals als Handelspartner Nr. 1 ab
Betrachtet man neben den Exporten auch noch die Importe, so ist 2023 erstmals Polen der wichtigste Außenhandelspartner vor der Volksrepublik China. So sind nicht nur die Exporte nach Polen um 9,2% auf 1,18 Mrd. gestiegen. Vor allem die Importe haben um 925 Mio. EUR auf insgesamt 2,93 Mrd. EUR deutlich zugelegt. Grund waren die stark gestiegenen Importe von Rohtabak und Tabakerzeugnissen (+954 Mio. EUR auf 1,1 Mrd. EUR). Insgesamt betrug der Berliner Außenhandel mit dem nächstgelegenen Nachbarland damit 4,11 Mrd. EUR. Das gesamte chinesische Handelsvolumen bestehend aus Importen (2,76 Mrd. EUR) und Exporten (1,25) betrug insgesamt 4,0 Mrd. EUR.