Tourismus in Berlin: Eine Branche im Schatten der Pandemie
Berlin
IBB-Volkswirte veröffentlichen neue Ausgabe von „Berlin aktuell“
- Touristische Wertschöpfung in Berlin dürfte 2024 rund 8,7 Mrd. Euro betragen – ein Anstieg um 0,3 Mrd. Euro (+4,8 %) gegenüber 2023
- Mit 12,7 Mio. Gästeankünften 2024 belegt Berlin den vierten Platz unter den europäischen Hauptstädten – rund 9 % unter dem Rekordwert von 2019
- Umsätze (-23 %) und Beschäftigung (-7 %) im Berliner Gastgewerbe noch deutlich unter Vorkrisenniveau
Berlin bleibt trotz des Corona-Rückschlags eines der beliebtesten Städtereiseziele Europas. Kaum eine andere Stadt in Europa vereint Gegensätze so faszinierend wie Berlin: Brandenburger Tor und Streetart, Museumsinsel und alternative Galerien, Spuren der Mauer und pulsierende Start-up-Kultur. Dabei ist der Tourismus für die weltoffene deutsche Hauptstadt ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Die aktuelle Studie der IBB-Volkswirte zeigt auf, mit welchen Herausforderungen die Tourismusbranche nach der Pandemie konfrontiert ist.
Hinrich Holm, Vorsitzender des Vorstands der Investitionsbank Berlin (IBB): „Berlin begeistert jedes Jahr Millionen Besucher:innen und profitiert selbst erheblich vom Tourismus. Die touristische Wertschöpfung lag allein 2023 bei rund 8,4 Mrd. Euro. Für 2024 erwarten unsere Volkswirte einen Anstieg auf etwa 8,7 Mrd. Euro, womit der Tourismus sogar stärker zur Wirtschaftsleistung beiträgt als die Bauwirtschaft mit 8,0 Mrd. Euro. Parallel dürften auch die Ausgaben der Gäste auf rund 15,7 Mrd. Euro gestiegen sein. Der Tourismus schafft Tausende Arbeitsplätze und prägt Berlins unverwechselbares Stadtbild. Gleichzeitig steht das Gastgewerbe angesichts steigender Kosten, Fachkräftemangels und der Nachwirkungen der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen. Jetzt gilt es, die Branche mit gezielten Investitionen, nachhaltigen Konzepten und verlässlichen Rahmenbedingungen zu stärken, damit Berlin für Besucher:innen und Bewohner:innen gleichermaßen lebendig, attraktiv und zukunftsfähig bleibt.“
Hohe wirtschaftliche Bedeutung trotz gebremster Erholung
Berlins Tourismus setzt seinen Erholungskurs fort. Im Jahr 2024 erreichten die Gästeankünfte mit rund 12,7 Mio. rund 91 % des Rekordwerts von 2019 (14 Mio.). Die Übernachtungszahlen lagen mit rund 30,6 Mio. noch bei knapp 90 % des Vorkrisenniveaus. Eine ergänzende Auswertung zu Transaktionsdaten von Onlineplattformen in Ferienunterkünften zeigt, dass online gebuchte Ferienunterkünfte in Berlin im Jahr 2024 auf 3,3 Mio. Übernachtungen kamen. Auch hier werden bisher nur 77,3 % des Niveaus von 2019 (4,2 Mio.) erreicht. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Ferienunterkünften lag 2024 mit 4 Tagen deutlich höher als in den amtlich erfassten Beherbergungsbetrieben (2,4).
Berliner Gastgewerbe unter Druck
Die preisbereinigten Umsätze im Gastgewerbe erreichen weiterhin nur rund 80 % der Vorkrisenwerte. 2024 lag die Gesamtbeschäftigung im Berliner Gastgewerbe zudem rund 6,9 % unter dem Niveau von 2019. Besonders betroffen sind Restaurants und Cafés: Ihre Personalstärke lag 2024 immer noch etwa 8,7 % unter dem Vorkrisenniveau.
Zugleich gibt es erhebliche strukturelle Verschiebungen im Personalgefüge: Fachkräfte machen inzwischen einen deutlich geringeren Anteil der Beschäftigung aus, während Hilfskräfte fast die Hälfte der Stellen besetzen. Hauptgründe sind der Fachkräftemangel sowie gestiegene Betriebskosten. Die Auswirkungen zeigen sich unter anderem in hohen Insolvenzen im Berliner Gastgewerbe, die 2024 mit 221 Fällen ein Allzeithoch (+24,5 % gegenüber Vorjahr) erreichten.
Berlin im europäischen Vergleich
Im europäischen Städteranking behauptet sich Berlin als Top-Destination: 2024 belegte die Hauptstadt den 4. Platz in Europa (nach Paris, Amsterdam, Madrid). Allerdings liegt diese Zahl noch etwa 9 % unter dem Niveau von 2019. Berlin hat das Potenzial, seine Position als eine der spannendsten Metropolen Europas weiter auszubauen. Nachhaltiger Tourismus, digitale Services und innovative Mobilitätskonzepte werden ebenso eine Rolle spielen wie die Stärkung der kulturellen Vielfalt und der Kongresswirtschaft. Berlin setzt auf neue Akzente in Vermarktung und Positionierung. Als „Green City“ mit viel Platz, Wasser und Kultur wirbt die Stadt um qualitätsbewusste Reisende.
Download der Studie und Link zu weiteren Studien
Kontakt