13.07.2015 , Berlin

Mit Schwung in das zweite Halbjahr

Der Aufschwung in Berlin hält an. Dennoch dürften die kommenden Monate für die Berliner Wirtschaft spannend bleiben. Die bisher veröffentlichten volkswirtschaftlichen Indikatoren signalisieren für das 3. Quartal 2015 ein Wirtschaftswachstum, das mit 2,5% höher ausfallen dürfte als der entsprechende Wert für Deutschland insgesamt. Für das Gesamtjahr hat die Prognose der IBB-Volkswirte von 2,2% weiterhin Bestand. Da 2015 zwei Arbeitstage mehr hat, dürfte das tatsächliche Bruttoinlandsprodukt sogar um 2,4% zulegen. Neben moderaten Steigerungen der Investitionen sind es vor allem die unternehmensnahen Dienstleistungen sowie der Konsum, der das Berliner Wirtschaftswachstum 2015 treibt.

Von dem guten Konsumklima wird auch der Einzelhandel profitieren. Die Umsätze bis April 2015 liegen preisbereinigt bereits 6,5% über dem Vorjahresniveau, so dass auch für das Gesamtjahr ein überdurchschnittliches Handelsergebnis zu erwarten ist. Vor allem Möbel und Einrichtungsgegenstände werden zurzeit gekauft. Aktuell profitiert die Branche von der starken Zuwanderung nach Berlin und der hohen Zahl an Wohnungsfertigstellungen. Aber auch die anhaltenden Touristenströme und die hohen Reallohnzuwächse der Berliner stützen den Einzelhandel. Langfristig wird die Erholung in Berlin aber vor allem vom Dienstleistungsbereich getragen. Mit einem Umsatzwachstum von 3,7% im 1. Quartal 2015 haben insbesondere die unternehmensnahen Dienstleistungen deutlich zugelegt.

Der Vorstandsvorsitzende der IBB, Dr. Jürgen Allerkamp, ist überzeugt: „Berlin wird im weiteren Jahresverlauf aber auch von den sich wieder bessernden weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen profitieren. Die Weltwirtschaft dürfte nach einem unerwartet schwachen Auftaktquartal im Jahresverlauf wieder an Schwung gewinnen und dem Berliner Außenhandel Impulse geben.“

Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Krise im Euroraum, geopolitische Spannungen und Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger Schwellenländer wirken jedoch nach wie vor dämpfend. Hinzu kommt die Krise in Griechenland. Zwar liegt Griechenland in der Liste der wichtigsten Berliner Abnehmer lediglich auf Rang 45, nur einen Platz vor Chile, gleichwohl können Psychologie und Ängste die konjunkturelle Entwicklung beeinflussen. Ein solches Risiko erzeugt Unsicherheit und kann im schlechtesten Fall Unternehmen dazu bringen, Investitionsvorhaben in Berlin aufzuschieben. Vor diesem Hintergrund steigt auch das Risiko für die IBB-Wachstumsprognose geringfügig.

Andererseits gibt es wichtige Gründe, die dagegen sprechen, dass es zu einer Ansteckung im restlichen Euroraum kommt. Inzwischen haben sich ausländische Banken längst aus Griechenland zurückgezogen und die EZB hat deutlich gemacht, dass sie im Notfall massiv intervenieren werde, um Turbulenzen zu vermeiden. Auch wäre die Berliner Wirtschaft nicht übermäßig stark betroffen. Denn selbst während der Rezession nach dem Lehmann-Zusammenbruch kam es in Berlin 2009 aufgrund des geringen Industriebesatzes lediglich zu einem BIP-Rückgang von 1,4%, in Deutschland insgesamt betrug der Rückgang dagegen enorme 5,6%.

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