06.07.2016 , Berlin
Die Berliner Wirtschaft im Fokus – KMU-Report 2016
Die Berliner Wirtschaft befindet sich in einer robusten Hochkonjunktur. Das ergab eine breite Befragung von ca. 1.500 kleinen und mittleren Berliner Unternehmen (KMU) durch Creditreform Berlin Brandenburg und die Investitionsbank Berlin (IBB).
Demnach bezeichneten knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen (64,5 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage als „sehr gut“ bzw. „gut“. Das ist ein ähnlich hoher Wert wie vor einem Jahr (64,0 Prozent) und entspricht weitgehend dem Bundesdurchschnitt. Auf der Grundlage einer dynamischen Binnennachfrage weist das Baugewerbe den höchsten Anteil an Positivmeldungen auf (72,8 Prozent). Die anhaltend hohe Dynamik auf der Nachfrageseite des Wohnungsmarktes führt hier aktuell zu übervollen Auftragsbüchern im Bauhauptgewerbe. Auch im Dienstleistungssektor ist die aktuelle Geschäftslage mit 65,9 Prozent Positivmeldungen überdurchschnittlich gut.
Im Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr zeigten sich die kleinen und mittleren Unternehmen aus Berlin sehr zufrieden. Gut die Hälfte der Befragten (54,9 Prozent) konnte den Umsatz steigern. Knapp ein Drittel der Unternehmen (30,6 Prozent) wies stabile Umsätze auf und 13,9 Prozent verzeichneten Einbußen. Das Baugewerbe konnte das Umsatzplus leicht ausbauen, während im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe die Zahl der Unternehmen mit Umsatzeinbußen zunahm.
Umsatz und Beschäftigung gestiegen
Bereits seit 2006 wächst die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin schneller als im Bundesdurchschnitt. Und das Beschäftigungsniveau in der Bundeshauptstadt ist weiter gestiegen. 30,4 Prozent der befragten Unternehmen hatten in den letzten Monaten Personal aufgestockt (Vorjahr: 34,7 Prozent), und etwa jeder Neunte (10,7 Prozent) musste Stellen streichen (Vorjahr: 11,7 Prozent). Allerdings macht sich zunehmend der Fachkräftemangel bemerkbar; 69,6 Prozent der befragten Unternehmen bezeichneten die Suche nach qualifiziertem Personal als schwierig (Vorjahr: 66,6 Prozent). Und die Unternehmen suchen weiterhin Personal: Gut ein Viertel der Berliner Unternehmen (27,7 Prozent) will die Zahl der Mitarbeiter aufstocken, lediglich 5,5 Prozent haben einen
Personalabbau angekündigt. Merklich zurückhaltender als im Vorjahr sind die Personalplanungen nur im Verarbeitenden Gewerbe. Hier haben sich die Auftragseingänge zum Jahresanfang zwar leicht stabilisiert, die Umsätze befinden sich aber immer noch im Rückwärtsgang.
Optimistische Erwartungen
In dem aktuell stabilen Konjunkturumfeld zeigen sich die Berliner KMU im Hinblick auf die weitere Wirtschaftsentwicklung optimistisch. 42,4 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 43,1 Prozent), und knapp ein Zehntel der Befragten (9,6 Prozent) erwartet Einbußen (Vorjahr: 9,3 Prozent). Nicht mehr so zuversichtlich ist allerdings der Handel. Die Dienstleister sind am zuversichtlichsten, wenn es um die Einschätzung der weiteren Umsatzentwicklung geht.
Die weitere Ertragsentwicklung beurteilen die Berliner Unternehmen sogar optimistischer als der Bundesdurchschnitt. 38,8 Prozent der Befragten rechnen mit Ertragszuwächsen (Deutschland: 29,3 Prozent), 11,2 Prozent befürchten Einbußen. Steigende Erträge erwarten vor allem die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor.
Die Investitionsbereitschaft der Berliner Unternehmen hat sich indes nicht erhöht. 52,1 Prozent der Befragten planen ein Investitionsvorhaben – im Vorjahr waren es 52,7 Prozent. Im bundesweiten Trend ist die Investitionsbereitschaft dagegen gestiegen. Insbesondere im Baugewerbe sowie im Dienstleistungssektor ist die Investitionsneigung in Berlin niedriger als im Bundesdurchschnitt.
Finanzierung gesichert, Abhängigkeit vom Bankkredit nimmt ab
Mit der Ertragslage im letzten Geschäftsjahr dürften die Berliner Unternehmen zufrieden gewesen sein. Jeder zweite Befragte (50,5 Prozent) meldete Verbesserungen (Vorjahr: 47,3 Prozent). Ertragseinbußen verzeichneten nur noch 16,3 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 18,1 Prozent). Das hat die Finanzkraft der Berliner KMU weiter gestärkt.
Entsprechend verbessert haben sich die Eigenkapitalquoten. Mittlerweile weisen 26,9 Prozent der Befragten eine hohe Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent auf (Vorjahr: 24,5 Prozent). Im Bundesdurchschnitt ist die Situation freilich noch komfortabler. Hier hat knapp ein Drittel der Unternehmen (31,6 Prozent) eine solch hohe Eigenkapitalquote. Schwächen beim Eigenkapital zeigen in Berlin noch 26,7 Prozent der Unternehmen. Bei diesen Unternehmen liegt die Eigenkapitalquote unterhalb der Marke von zehn Prozent. Trotz Verbesserungen zeigt sich das Baugewerbe weiter anfälliger als andere Wirtschaftsbereiche.
Die aktuellen Finanzierungsbedingungen empfinden die Unternehmen als günstig: 38,7 Prozent der Befragten vergaben die Noten „sehr gut“ bzw. „gut“ (Vorjahr: 35,7 Prozent). Nur jeder Zehnte (10,0 Prozent) bezeichnete die Finanzierungsbedingungen als „mangelhaft“ oder „ungenügend“ (Vorjahr: 12,6 Prozent). Seit Beginn dieser Erhebung im Jahr 2011 wurden die Finanzierungsbedingungen nie besser wahrgenommen. Trotz des günstigen Zinsumfeldes hat aber offenbar kein Umschwung in Richtung einer verstärkten Fremdfinanzierung stattgefunden. 37,6 Prozent der Befragten setzten (auch) Kredite zur Unternehmensfinanzierung ein; vor einem Jahr waren es noch 40,7 Prozent, was auch darin begründet sein dürfte, dass sich durch die verbesserte Ertragssituation die Möglichkeiten zur Innenfinanzierung verbessert haben. Im Verarbeitenden Gewerbe, wo kostenintensive Investitionen in Anlagen und Maschinen getätigt werden, ist die Bedeutung des Bankkredits gegen den Trend jedoch gestiegen. Auch der Anteil der Unternehmen, die angaben, öffentliche Fördermittel eingesetzt zu haben, ist hier größer als in den anderen Bereichen und gegenüber dem Vorjahr deutlich von 22,6 auf 27,2 Prozent gewachsen. Dabei wurden die Mittel hauptsächlich für die Finanzierung des Unternehmenswachstums eingesetzt.
Sonderthema des KMU-Report 2016 ist die Digitalisierung des Mittelstands. Für den Berliner Mittelstand ist die Digitalisierung ein wichtiges Thema. Im Durchschnitt verfügt bereits ein Drittel der befragten Unternehmen über eine Digitalisierungsstrategie und hat sich somit bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt. Wie zu erwarten, ist dieser Anteil im Bereich „IT- Datenverarbeitung“ (67,6 Prozent) und im Bereich „Kredite und Versicherungen“ (55,7 Prozent) besonders hoch. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich durch einen direkteren, digitalen Kundenzugang die betrieblichen Wertschöpfungsprozesse ändern und gut zwei Fünftel der Unternehmen erwarten dies durch eine stärkere Vernetzung innerhalb und außerhalb des Unternehmens.
Als Effekte der Digitalisierungsmaßnahmen erwarten die Unternehmen vor allem eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit (28,9 Prozent) und eine bessere Informationsgewinnung (21,6 Prozent). Als Haupthindernisse auf dem Digitalisierungspfad werden fehlende betriebliche Ressourcen (Zeit), hohe Investitionen, unsichere Erfolgsaussichten und Sicherheitsrisiken genannt. Überdeutlich ist von den befragten Unternehmen der Wunsch nach Unterstützung auf dem Weg zur Digitalisierung geäußert worden. Oben auf der Liste steht mit 67,7 Prozent die Beratung, gefolgt vom Wunsch nach einer schnelleren IT-Infrastruktur (63,4 Prozent).
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Zu Creditreform
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Zur Investitionsbank Berlin (IBB)
Die Investitionsbank Berlin ist die Förderbank des Landes Berlin mit den Geschäftsfeldern Wirtschafts- und Immobilienförderung. In der Wirtschaftsförderung verfügt die IBB über ein breites Programmangebot mit Darlehen, Beteiligungen und Zuschüssen zur Förderung von Gründungsvorhaben, Wachstumsinvestitionen und technologischen Innovationen.
Im Geschäftsjahr 2015 erteilte die IBB in der Wirtschaftsförderung Finanzierungszusagen im Volumen von 306 Mio. Euro zur Förderung von rund 1.100 Unternehmen in der Hauptstadt. Von diesen Zusagen entfielen rund 84 Mio. Euro auf Zuschüsse und 222 Mio. Euro auf Darlehen und Beteiligungen.
Ansprechpartner

Michael Herzog
Creditreform Berlin Brandenburg Wolfram KG
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