08.07.2015 , Berlin
Die Berliner Wirtschaft im Fokus – KMU-Report 2015
Berlins große Unternehmensbefragung zeigt: Stabiler Berliner Aufschwung – Positive Stimmung wird durch Umsatz- und Personalplus gestützt.
Der seit fünf Jahren anhaltende Wirtschaftsaufschwung in der Bundeshauptstadt setzt sich fort. Der Berliner Mittelstand bewertet die konjunkturelle Lage weiterhin sehr positiv. Nahezu zwei Drittel der von Creditreform Berlin und der Investitionsbank Berlin befragten Unternehmen (64,0 Prozent) bezeichneten die Geschäftslage als „sehr gut“ bzw. „gut“. „Das ist das beste Ergebnis seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2011“, sagt Christian Wolfram, Präsident der Vereine Creditreform. Der Anteil der Positivmeldungen lag nicht nur höher als im Vorjahr (58,0 Prozent), sondern auch über dem Bundestrend (56,3 Prozent). Vor allem im Dienstleistungssektor sowie im Baugewerbe hat sich die Stimmungslage nochmals deutlich verbessert.
Auch die Umsätze der kleinen und mittleren Unternehmen in Berlin sind weiter gestiegen. Die Mehrzahl der Befragten (54,7 Prozent) erwirtschaftete im vergangenen Jahr ein Umsatzplus. Lediglich 14,0 Prozent der Unternehmen verzeichneten Einbußen. Vor einem Jahr betrug dieser Anteil noch 18,1 Prozent. Günstiges Baugeld, der Trend zu den eigenen vier Wänden und ein insgesamt wachsender Wohnraumbedarf in der Hauptstadt sorgen dafür, dass insbesondere im Baugewerbe die Umsätze zulegten.
Der Berliner Mittelstand hat im vergangenen Jahr erneut einen positiven Beschäftigungsbeitrag geliefert. Gut jedes dritte befragte Unternehmen (34,7 Prozent) beschäftigte mehr Mitarbeiter als im Jahr zuvor. 11,7 Prozent hatten im Jahresverlauf Personal abgebaut. Seit fünf Jahren überwiegt bereits der Anteil der Unternehmen, die Personal aufgestockt haben, wobei zuletzt vor allem im Dienstleistungssektor viele neue Stellen entstanden sein dürften. Neue Arbeitsplätze meldeten zudem insbesondere 3- bis 10-jährige Unternehmen, was ein Indiz dafür ist, dass zahlreiche Neugründungen der letzten Jahre erfolgreich verlaufen sind.
Mittelstand rechnet mit einem erfolgreichen 2015 – Fachpersonal wird knapp
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind für eine Fortsetzung des Berliner Aufschwungs günstig. Der starke Arbeitsmarkt sowie die anhaltenden Niedrigzinsen dürften den Privatkonsum als Konjunkturtreiber weiter anschieben. So rechnen auch 43,1 Prozent der Befragten mit steigenden Umsätzen im Vergleich zu 2014. Deutschlandweit lag der Anteil der Optimisten bei 38,7 Prozent. Allerdings dürften weitere Umsatzsteigerungen – ausgehend von dem meist guten Wert des Vorjahres – nicht immer leicht zu realisieren sein. Deutlich optimistischer als im Vorjahr sind die Umsatzerwartungen im Verarbeitenden Gewerbe, wogegen sie im Handel gedämpfter ausfallen.
In Anbetracht der guten Geschäftslage und der sehr positiven Erwartungen sind die Personalplanungen des Berliner Mittelstands etwas zurückhaltend, meint Christian Wolfram. Zwar wollen mit 27,2 Prozent mehr Unternehmen ihr Personal aufstocken als im Vorjahr, aber doch etwas weniger als im Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Eine Verkleinerung der Belegschaft haben allerdings lediglich 6,8 Prozent der Unternehmen vorgesehen. Vor allem das Verarbeitende Gewerbe zeigt sich zu Neueinstellungen bereit – der Handel äußerte sich zurückhaltender.
Indes hat die anhaltend gute Wirtschaftslage in Berlin in vielen Bereichen offenbar bereits zu einem Fachkräfteengpass geführt. So bezeichnete es die überwiegende Mehrzahl der befragten Unternehmen (66,6 Prozent) als schwierig, Fachpersonal zu finden (Baugewerbe: 79,9 Prozent).
Die Investitionsplanungen haben von einem hohen Niveau aus leicht nachgelassen. Jedes zweite Unternehmen (52,7 Prozent) will ein Investitionsprojekt in Angriff nehmen (Vorjahr: 54,0 Prozent). Offenbar ist der Investitionsstau aus der Vergangenheit zunächst erst einmal abgearbeitet worden, nachdem die Investitionsbereitschaft während der Wirtschaftskrise – vor allem im Jahr 2009 – massiv eingebrochen war. Im Baugewerbe sind Erweiterungsinvestitionen gefragter als im Vorjahr.
Günstige Finanzierungskonditionen und steigende Erträge
Die gute Wirtschaftslage spült Geld in die Kassen der Berliner Unternehmen. Knapp die Hälfte der Befragten (47,3 Prozent) meldete eine gute Ertragslage mit Gewinnsteigerungen – das war ein höherer Anteil als im Vorjahr (45,2 Prozent). Ertragseinbußen verzeichneten 18,1 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 22,5 Prozent). Auch die weitere Ertragsentwicklung beurteilen die Berliner Unternehmen zuversichtlich: Mit 38,8 Prozent der Befragten erwarten allerdings weniger Unternehmen als im Vorjahr (40,2 Prozent), dass die Erträge weiter steigen. Auch wird die Liquidität durch geringere Forderungsausfälle geschont.
Die Eigenkapitalquoten der kleinen und mittleren Unternehmen sind weitgehend stabil. Insgesamt leiden weniger Unternehmen als im Vorjahr unter Eigenkapitalknappheit (Eigenkapitalquote <10 Prozent). Der entsprechende Prozentanteil verringerte sich binnen Jahresfrist leicht von 28,2 auf 27,6 Prozent. Jedes vierte Unternehmen (24,5 Prozent; Vorjahr: 26,7 Prozent) verfügt über eine solide Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Viele Unternehmen (38,4 Prozent) konnten ihre Eigenkapitalquote zuletzt steigern.
"Die Finanzierungsbedingungen sind derzeit so günstig wie noch nie seit Beginn dieser Berichterstattung im Jahr 2011", betonte Dr. Jürgen Allerkamp, der Vorstandsvorsitzende der Investitionsbank Berlin (IBB). 35,7 Prozent der Befragten bezeichneten die Konditionen zur Investitionsfinanzierung als sehr gut bzw. gut (Vorjahr: 27,6 Prozent). Auf der anderen Seite sei der Anteil der Unternehmen, die die Finanzierungsbedingungen als nicht ausreichend empfanden, deutlich von 17,2 auf 12,6 Prozent gefallen. Das sei alles andere als überraschend, sagte Allerkamp, angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und den gleichzeitig verbesserten Finanzierungsvoraussetzungen bei vielen Unternehmen. Zwar haben kleinere Unternehmen noch immer strukturelle Finanzierungsnachteile, aber auch hier wird die Verbesserung der Bedingungen sehr deutlich erlebt. So ist der Anteil der Unternehmen, die über gute oder sehr gute Finanzierungsbedingungen berichten, bei den Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten um gut 10 Prozentpunkte gestiegen.
Sonderthema des diesjährigen Reports sind die Innovationen der Berliner Unternehmen. Hier zeigt sich, dass gut drei Viertel der Unternehmen Innovationen als wichtig einschätzen, um damit in erster Linie die langfristige Konkurrenzfähigkeit zu sichern bzw. auf veränderte Kundenwünsche oder den technischen Fortschritt zu reagieren. Für die Einführung von Innovationen sieht sich bei mehr als 80 % der Berliner Mittelständler die Geschäftsleitung zuständig, während als größtes Umsetzungshindernis fehlende Personalressourcen genannt werden. Für knapp zwei Fünftel der befragten Unternehmen wäre externe Unterstützung bei der Einführung und Umsetzung von Innovationen wichtig, rund 53 % bezeichnen das jedoch als unwichtig.
Download
- KMU-Report 2015 - Wirtschaftslage und Finanzierung (PDF)
Studie der IBB zu Chancen für die Berliner Volkswirtschaft durch Crowdfinance-Plattformen
Zu Creditreform
Creditreform verfügt über die weltweit größte Datenbank deutscher Unternehmen, verbindet Tradition und Innovation und schafft damit die Basis für sichere, unternehmerische Entscheidungen. Die Produkte aus den Sparten: Wirtschaftsinformationen, Risikomanagement, Inkasso, Marketing- und Datendienste werden von ca. 165.000 Kunden europaweit genutzt. Mit über 4.000 Mitarbeitern und 130 selbständigen Geschäftsstellen allein in Deutschland steht Creditreform Kunden aller Branchen zur Verfügung.
Creditreform Berlin, mit Sitz in der Karl-Heinrich-Ulrichs-Str. 1 in Berlin Schöneberg, beschäftigt 150 Mitarbeiter. Jährlich werden in der Hauptstadt annähernd 500.000 Wirtschaftsauskünfte erteilt. Im Inkasso befinden sich ständig ca. 160.000 Forderungen in Bearbeitung. Insgesamt wird in Berlin ein Umsatz in Höhe von ca. 13,0 Millionen Euro erwirtschaftet.
Zur Investitionsbank Berlin (IBB)
Die Investitionsbank Berlin ist die Förderbank des Landes Berlin mit den Geschäftsfeldern Wirtschafts- und Immobilienförderung. In der Wirtschaftsförderung verfügt die IBB über ein breites Programmangebot mit Darlehen, Beteiligungen und Zuschüssen zur Förderung von Gründungsvorhaben, Wachstumsinvestitionen und technologischen Innovationen.
Im Geschäftsjahr 2014 erteilte die IBB in der Wirtschaftsförderung Finanzierungszusagen im Volumen von 334 Mio. Euro zur Förderung von nahezu 1.000 Unternehmen in der Hauptstadt. Von diesen Zusagen entfielen rund 144 Mio. Euro auf Zuschüsse und 190 Mio. Euro auf Darlehen und Beteiligungen.