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Berliner Konjunktur kühlt leicht ab

 Berlin

  • Berliner Wachstum 2019 mit knapp 2% doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt
  • Zahl der Beschäftigten um 3,7 % gestiegen
  • Fachkräfteengpass im Dienstleistungsbereich bremst
  • Baugenehmigungen leicht gesunken – Baufertigstellungen werden steigen

Die globale Wirtschaft wird zunehmend von Unsicherheiten und Handelskonflikten geprägt und das Wachstum in vielen Weltregionen verlangsamt sich. Dem kann sich auch die Berliner Wirtschaft nicht ganz entziehen. Das geht aus einer Untersuchung der Investitionsbank Berlin (IBB) hervor. „Die Berliner Wirtschaft wird sich aber weiter dynamisch entwickeln“, ist Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vorstands der IBB, überzeugt. „Nach einem positiven Jahr 2018 dürfte das Berliner Wachstum 2019 mit knapp 2% weiter deutlich über dem deutschen Anstieg liegen, der nur noch bei 1% gesehen wird.“

Es waren 2018 vor allem binnenwirtschaftliche Kräfte, wie der zuletzt hohe Konsum der Berliner Haushalte, der gut laufende Tourismus und die steigenden Investitionen der öffentlichen Hand und der privaten Unternehmen, die die Berliner Wirtschaft vor dem Hintergrund der internationalen Abschwächung gestützt haben. Auch die Berliner Industrie konnte ihre Umsätze wieder deutlich steigern und wird zunehmend eine Konjunkturstütze. Der Höhepunkt des Konjunkturzyklus ist aber erreicht und das Berliner Wachstum dürfte im nächsten Jahr einen Gang herunterschalten.

So weisen die IBB-Volkswirte darauf hin, dass zuletzt zunehmend bremsende Effekte zum Zuge kamen. Vor allem die Fachkräfteknappheit belastet die Berliner Wirtschaft nach einer langen Expansionsphase zunehmend. Dies wird besonders im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich deutlich, wo der Beschäftigungsaufwuchs lange Zeit doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft war und nun auf das Berliner Durchschnittsniveau zurückgefallen ist. Kapazitätsengpässe machen zudem der Bauwirtschaft zu schaffen, das zeigen die rekordhohen Auftragsbestände.

Beschäftigung steigt deutlich über Bundesdurchschnitt

Der Konsum der Berliner Haushalte wird weiterhin durch den historisch guten Arbeitsmarkt gestützt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist zum Jahresende im Vorjahresvergleich noch einmal deutlich um 53.600 auf 1,51 Mio. gestiegen. Mit einer Wachstumsrate von 3,7% liegt Berlin an der Spitze aller Bundesländer und 1,5 Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Schnitt. In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin um gut 170.000 erhöht. Auch wenn sich der Berliner Arbeitsmarkt äußerst dynamisch entwickelt, waren im Februar 2019 noch 153.100 Erwerbslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,9% (Deutschland: 5,3%).

Gebremstes Wachstum bei unternehmensnahen Dienstleistungen

Vor allem die unternehmensnahen Dienstleister haben der IBB-Untersuchung zufolge bisher überdurchschnittlich zum Beschäftigungswachstum beigetragen. In 2018 wuchs die Beschäftigung zwar immer noch um 3,5%, damit aber nur noch so viel wie in der gesamten Berliner Wirtschaft. Verantwortlich für den langsameren Beschäftigungsaufbau ist der Teilbereich Verkehr und Lagerei, wo aufgrund der Insolvenz des ehemals größten Berliner Luftfahrtunternehmens rund 6,8% weniger Beschäftigte gezählt wurden. Im boomenden Bereich Information und Kommunikation wurde die Beschäftigung dagegen um 9,0% weiter kräftig ausgeweitet. Die Umsätze der Berliner Dienstleistungsunternehmen haben mit 2,5% ein robustes, aber gebremstes Umsatzwachstum erreicht, das deutlich hinter dem Vorjahr zurückbleibt (+8,7%). Mit knapp 30% der Umsätze bestimmt dieser Wirtschaftsbereich den Berliner Konjunkturverlauf weiterhin stark.

Industrie erholt sich

Nachdem die Berliner Industrie das Bruttoinlandsprodukt im Vorjahr mit einem Rückgang um 400 Mio. EUR belastet hatte, dürfte sie 2018 wieder positiv zum Wirtschaftswachstum beigetragen haben. Im Jahr 2018 sind die Umsätze um 2,3% gestiegen. Auch die Industriebestellungen erhöhten sich 2018 um 4,7%. Dabei kletterten mit 15,5% nur die Inlandsbestellungen, während die Auslandsbestellungen leicht um 1,4% sanken. Mit dem Anstieg der Auftragseingänge und der Neueinstellungen (+1,4%) dürften die Industrieumsätze der ersten Monate 2019 gesichert sein.

Baugenehmigungen leicht gesunken – Baufertigstellungen werden steigen

Im letzten Jahr waren die Baugenehmigungen trotz verstärkter politischer und öffentlicher Aufmerksamkeit erneut rückläufig (-2,2% auf 24.218). Die Bauaktivität wird vor allem durch den Fachkräftemangel in vielen Bau- und Handwerksberufen, fehlende Kapazitäten, aber auch immer komplexere Bauvorschriften, schwieriger zu erschließende Grundstücksflächen, und steigende Baukosten gebremst. Für die Jahre 2018 und 2019 prognostizieren die IBB-Volkswirte jeweils eine Steigerung auf rund 18.000 bzw. 20.000 fertiggestellte Wohnungen.

Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie hier .