19.07.2019 , Berlin

Berliner Konjunktur in unruhigem Fahrwasser

  • Berliner Wachstum 2019 mit knapp 2% doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt
  • Zahl der Beschäftigten um 3,4% gestiegen
  • Kapazitätsengpässe in der Bauwirtschaft und Fachkräfteengpässe bei den Dienstleistungen bremsen

Die Berliner Wirtschaft wird nach Einschätzung der Investitionsbank Berlin (IBB) in diesem Jahr um knapp 2% (Vorjahr: 3,1%) wachsen. Damit läge Berlin trotz des schwierigeren Umfeldes erneut deutlich über dem deutschen Anstieg, der bei 0,8% gesehen wird. Der IBB-Analyse zufolge legten der Konsum der Berliner Haushalte, der Touristenandrang sowie die Investitionen der öffentlichen Hand und der privaten Unternehmen zu. Zudem spielt die Industrie eine immer wichtigere Rolle als Wachstumsstütze. Der Höhepunkt des Konjunkturzyklus ist aber erreicht, die bremsenden Effekte nahmen zuletzt zu und die Berliner Wirtschaft dürfte im nächsten Jahr einen Gang herunterschalten. „Die Berliner Wirtschaft bleibt nicht unberührt vom raueren internationalen Klima. Der Außenhandel, insbesondere mit dem wichtigsten Handelspartner USA, ging zurück. Dagegen zeigen sich die binnenwirtschaftlichen Kräfte weiterhin robust“, sagt

Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vorstands der IBB.

Beschäftigung über Bundesdurchschnitt

Der Konsum der Berliner Haushalte wird durch den historisch guten Arbeitsmarkt gestützt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist bis April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal deutlich um 49.803 auf 1,52 Mio. gestiegen. Mit einer Wachstumsrate von 3,4% liegt Berlin an der Spitze aller Bundesländer, 1,6 Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Schnitt. In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin um mehr als 162.000 erhöht. Auch wenn sich der Berliner Arbeitsmarkt äußerst dynamisch entwickelt, waren im Juni 2019 noch 152.600 Erwerbslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,8% (Deutschland: 4,9%).

Fachkräfte dringend gesucht

Nach einer langen Expansionsphase erweist sich der Fachkräftemangel als immer stärkerer Belastungsfaktor für die Berliner Wirtschaft. Dies wird besonders im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich deutlich, wo der Beschäftigungsaufwuchs lange Zeit doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft war und nun auf das Berliner Durchschnittsniveau zurückgefallen ist.

Bauwirtschaft spürt Kapazitätsengpässe

Nach einem boomenden Jahr 2018 stößt die Bauwirtschaft zunehmend an Kapazitätsgrenzen. Von Januar bis April sanken die Umsätze im Bauhauptgewerbe deutlich um 5,3% auf 1,2 Mrd. EUR. Die Bauaufträge sanken ebenfalls um 26,1%. Die Bauaktivität wird vor allem durch den Fachkräftemangel in vielen Bau- und Handwerksberufen, fehlende Kapazitäten aber auch immer komplexere Bauvorschriften, schwieriger zu erschließende Grundstücksflächen und steigende Baukosten gebremst. Nötig wären pro Jahr mindestens 20.000 neue Wohnungen. Allerdings wurden 2018 nur 16.706 neue Wohnungen fertiggestellt. Für das Jahr 2019 kann mit rund 17.000 fertiggestellten Wohnungen gerechnet werden.

Robustes Wachstum bei unternehmensnahen Dienstleistungen

Vor allem die unternehmensnahen Dienstleister haben bisher überdurchschnittlich zum Beschäftigungswachstum beigetragen. Im 1. Quartal 2019 wuchs die Beschäftigung um 4,1%, leicht über dem bundesdeutschen Niveau. Der Teilbereich Luftfahrt erholt sich langsam von der Insolvenz des ehemals größten Berliner Luftfahrtunternehmens Air Berlin und zählte im 1. Quartal 9,4% mehr Beschäftigte als im Vorjahr. Im boomenden Bereich Informationstechnologie wurde die Beschäftigung um 14,2% weiter kräftig ausgeweitet. Die Umsätze der Berliner Dienstleistungsunternehmen haben mit 4,2% ein robustes Umsatzwachstum erreicht, das deutlich den vergleichbaren Zeitabschnitt im Vorjahr übertrifft (+2,6%). Mit knapp 30% der Berliner Umsätze bestimmt dieser Wirtschaftsbereich den Berliner Konjunkturverlauf weiterhin stark.

Industrie startet positiv ins Jahr 2019

Die Auftragseingänge der Berliner Industrie stiegen bis April um 3,6% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Anstieg resultiert allein aus der Inlandsnachfrage (+9,5%), die Auslandsbestellungen stagnierten (+0,1%). Die Berliner Industrie dürfte 2019 wieder positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen. So sind die Umsätze der Berliner Industrieunternehmen von Januar bis April gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,6% auf 8,0 Mrd. EUR gestiegen.

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