13.09.2017 , Berlin

Berlin – Nach wie vor hohes Tempo in der Digitalen Wirtschaft

Neue Studie der IBB-Volkswirte zur Digitalwirtschaft mit aktuellem Vergleich in ausgewählten Städten und Regionen

Die Digitalwirtschaft gewinnt immer mehr an Bedeutung. Jeder achte neue Arbeitsplatz in Berlin wird inzwischen von der Digitalbranche geschaffen. Neue Internet-Unternehmen entstehen vor allem im Fintech-Bereich, und zudem ist jede fünfte Digitalgründung weiblich. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) mit dem Titel „Hohes Tempo in der Digitalen Wirtschaft“. Damit legen die Volkswirte der IBB einen aktuellen Vergleich dieser Zukunftsbranche in ausgewählten Städten und Regionen vor. Nach einer ersten Publikation im Jahr 2013 zu diesem Thema und drei Aktualisierungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den Folgejahren stellt die jetzt veröffentlichte Digitalisierungsstudie die Rolle von Gründerinnen sowie den Bereich der Fintechs in den Vordergrund.

Seit vier Jahren – Alle 20 Stunden ein neues Digitalunternehmen in Berlin

Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Die Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Faktor der Berliner Wirtschaft entwickelt. Im Zusammenwirken von Wissenschaft und Unternehmen werden mit Hilfe digitaler Vernetzungen neue und marktgängige Produkte und Dienstleistungen geschaffen. Etwa ein Fünftel des Berliner Wachstums entsteht mittlerweile in der Digitalen Wirtschaft. Seit 2010 ist die Bruttowertschöpfung der Berliner Digitalwirtschaft preisbereinigt um 1,7 Mrd. Euro bzw. 64% gewachsen. Im gleichen Zeitraum konnte die gesamte Berliner Wirtschaft preisbereinigt um insgesamt 8,8 Mrd. zulegen, ein Plus von 8,7%. Dies zeigt die hohe Wachstumsdynamik der Branche.“ Das spiegelt sich auch im gewachsenen Anteil der IKT-Branche an der gesamten Berliner Wertschöpfung wider. Senatorin Pop: „Die Branche macht mittlerweile 8,5 % am Berliner BIP aus und ist damit fast so hoch wie der der gesamten Industrie (8,7%) und doppelt so hoch wie der der Bauwirtschaft.“

Die meisten der 441 Digitalgründungen wurden im Bereich Software- und Datendienstleistungen registriert (333). Aber auch im Digitalen Handel (57) und im Bereich Hardware- und Infrastruktur (51) sind neue Berliner Unternehmen entstanden.

Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vorstands der IBB: „Jede elfte deutsche Gründung in der Digitalwirtschaft erfolgte in Berlin (8,9%).“ In der Berliner Digitalwirtschaft wird demnach fast so viel gegründet wie in München und Hamburg zusammen. „Das Berliner Startup-Ökosystem ist mittlerweile in einer Phase angekommen, in der selbst verstärkende Effekte zu greifen beginnen“, erklärt Dr. Allerkamp. „Gewinne aus der Digitalwirtschaft werden wieder in die Berliner Digitalwirtschaft investiert. Im Bereich Software- und Datendienstleistungen liegt die Investitionsquote bereits bei 29%. Jeder achte neue Arbeitsplatz wird von der Digitalbranche geschaffen. Inzwischen sind in der Hauptstadt rund 77.000 Menschen in der Digitalen Wirtschaft beschäftigt – 36.000 davon erst seit 2008“

Die Berliner Finanzwelt wird digital – Zahlreichen Fintech-Neugründungen

Ein Bereich, der sich innerhalb der Digitalen Wirtschaft gegenwärtig besonders rasant entwickelt, ist die technologiegetriebene Erstellung von innovativen Lösungen für Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. „Als wichtiger Start-up-Standort nimmt Berlin auch in diesem Teilbereich der Digitalen Wirtschaft deutschlandweit die führende Position ein und ist im internationalen Maßstab weithin sichtbar“, sagt der IBB-Vorstandschef. „Dies dokumentieren die zahlreichen Fintech-Neugründungen, die anhaltende Zuwanderung von hoch qualifizierten Arbeitskräften und der beachtliche Zufluss an Wagniskapital.“ Insgesamt 106 aktive Fintech-Unternehmen – mehr als doppelt so viele wie in Frankfurt/Main – sind nach den neuen Erhebungen der IBB-Volkswirte mittlerweile in Berlin beheimatet. Mit diesem Ergebnis liegt Berlin im deutschen Städtevergleich auf dem ersten Rang. Auch bei der Beschäftigtenzahl rangiert Berlin weit vor den anderen deutschen Metropolen. Aktuell sind knapp 3.000 Beschäftigte in Berliner Fintechunternehmen tätig. Alles in allem könnten in den nächsten 10 Jahren bis zu 40.000 neue Arbeitsplätze durch Fintechs in Berlin entstehen.

Die jährlich steigenden VC-Mittel haben die Kapitalisierung der Berliner Fintechs deutlich verbessert. Mehr als die Hälfte des deutschen Risikokapitals für Fintechs ist 2016 nach Berlin geflossen. Im Jahr 2015 betrug die durchschnittliche Unternehmenskapitalisierung in Berlin erst 6,5 Mio. EUR. Inzwischen beträgt dieser Wert bereits 9,3 Mio. EUR. Die Kapitalisierung der Berliner Fintechs liegt damit deutlich über dem deutschen Durchschnitt von 5,1 Mio. EUR. In Bayern (3,2 Mio. EUR) und Hessen (1,2 Mio. EUR) lag das durchschnittliche Kapital je Unternehmen wesentlich niedriger.

Jede 5. Berliner Digitalgründung ist weiblich

Besonders bemerkenswert ist die Rolle von Gründerinnen in der Berliner Digitalwirtschaft. Nach den aktuellen Berechnungen der IBB-Volkswirte ist der Anteil der Gründerinnen in Berlin mit 18,3% im Vergleich der großen deutschen Städte überdurchschnittlich hoch. In München (16,9%), Köln (16,1%), Düsseldorf (15,3%), Frankfurt (15,1%), Hamburg (14,8%) oder Dortmund (13,6%) ist der Anteil der Gründerfrauen im Digitalbereich hingegen wesentlich geringer. „Bemerkenswert ist, dass Digitalwirtschafts-Startups mit weiblicher Beteiligung in Berlin deutlich bessere Überlebenschancen haben als die ihrer männlichen Pendants“, so Senatorin Ramona Pop. „Gründerinnen leisten somit einen besonders nachhaltigen Beitrag zur Berliner Startup Szene.“ Dies gilt besonders für die Gründung im Bereich der Software- und Datendienstleistungen. Hier haben Gründungen von Frauen eine deutlich höhere Überlebenschance am Markt als ihre männlichen Kollegen (Unterschied: 11 Prozentpunkte).

Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie hier:

Berlin aktuell: Hohes Tempo in der digitalen Wirtschaft

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Berlin, den 13. September 2017