19.04.2017 , Berlin

60.000 neue Jobs 2017

Digitalwirtschaft und Wohnungsbau als Wachstumstreiber in Berlin

Die Berliner Wirtschaft ist besser als erwartet in das neue Jahr gestartet. Nach Berechnungen der IBB-Volkswirte stieg das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2017 mit 2,2% deutlich stärker als im deutschen Durchschnitt (+1,5%). Das für die nächsten Monate erwartete Wachstum wird im Wesentlichen von den unternehmensnahen Dienstleistungen, vor allem von den Bereichen der Digitalwirtschaft, und der Bauwirtschaft getragen. Der private Konsum wird 2017 aufgrund der zunächst anziehenden Inflation allerdings nicht mehr so stark zulegen wie bisher, die Investitionen dürften dagegen kräftig an Schwung gewinnen.

Für Berlin sind die Auftriebskräfte weiterhin intakt. Dafür spricht auch die aktuell hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Hauptstadt wird 2017 erneut zu den Gewinnern beim Stellenaufbau gehören, nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung der Wirtschaft. Mehr als 77.000 Menschen arbeiten bereits sozialversicherungspflichtig in der Berliner Digitalwirtschaft. Allein im sogenannten Fintech-Bereich werden 2017 nach Berechnungen der IBB-Volkswirte rund 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Dies dokumentieren die zahlreichen Fintech-Neugründungen, die anhaltende Zuwanderung von hoch qualifizierten Arbeitskräften – nahezu jede zweite neue Stelle im deutschen Fintech-Bereich wird in Berlin ausgeschrieben – und der beachtliche Zufluss an Wagniskapital. Weitere starke Impulse kommen vom Internethandel. Hier stiegen die Umsätze im Januar 2017 bereits um 18,0%.

Die größten Wachstumsimpulse werden 2017 jedoch aus dem Baubereich kommen. Die Auftragsbücher der Berliner Bauunternehmen sind nach wie vor prall gefüllt. Zahlreiche Bauunternehmen arbeiten bereits an der Kapazitätsgrenze und planen sowohl Personalbestand als auch Maschinenpark aufzustocken. Alles in allem erwarten die Volkswirte der IBB im Berliner Bauhauptgewerbe 2017 Auftragseingänge in einem Volumen von rund 2,8 Mrd. EUR, wobei etwa die Hälfte auf den Wohnungsbau entfallen dürfte. Die Rahmenbedingen für den Wohnungsbau in Berlin bleiben auch 2017 günstig, obwohl die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte etwas langsamer zunehmen werden als im Vorjahr. Dagegen bleiben die Hypothekenzinsen extrem niedrig. Hinzu kommt, dass Kapitalanlagen in Immobilien nach wie vor stark nachgefragt werden, vor allem seitdem der Anleihemarkt durch die äußerst expansive Geldpolitik keine attraktiven Alternativen bietet.

Auch für die Berliner Exportwirtschaft rechnen die IBB-Volkswirte 2017 mit einem starken Wachstum. Die USA bleiben weiter der mit Abstand wichtigste Berliner Handelspartner, der im Vergleich zu anderen Ländern eine besonders breit gefächerte Palette Berliner Produkte importiert. Dies betrifft die sogenannten Kraftmaschinen (wie z.B. Gasturbinen) aber auch die Geräte zur Elektrizitätserzeugung und zum Aufbau und Wartung der elektrischen Netzinfrastruktur. Die Volkswirte der IBB halten für das Gesamtjahr 2017 ein Berliner Exportplus von rund 5,0% für möglich.

Alles in allem stehen in Berlin die Chancen gut, dass die Wirtschaft im Vergleich der Bundesländer 2017 wieder überdurchschnittlich wächst und auch bei der Beschäftigung das Tempo halten kann. Sollte sich das internationale Umfeld nicht weiter verdunkeln, dürfte 2017 ein Wirtschaftswachstum von 2,2% möglich sein (Deutschland: +1,1%). Bei der Beschäftigung wird sogar eine Steigerung von 3,2% erwartet (Deutschland: +1,5%). Die Zahl der Erwerbstätigen wird 2017 in Berlin mit rund 60.000 neuen Stellen neue Höchststände erreichen. Verstärkten Rückenwind wird die Berliner Wirtschaft 2017 von den im Koalitionsvertrag definierten überfälligen öffentlichen Investitionen bekommen. Ein rasches Schließen der Investitionslücke könnte bereits kurzfristig zu einem deutlich höheren Wachstum führen und die Jahresrate der Wirtschaftsleistung dann von 2,2% auf rund 2,5% heben.

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