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25.09.2024

Berlin Trend


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 Berlin Trend - September 2024

Halbjahres-BIP-Entwicklung Berlin: Mäßig aber überdurchschnittlich

Mit einem BIP-Wachstum von preisbereinigt +0,3% im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum steht Berlin nur auf Platz vier des Bundesländervergleichs, aber dennoch 0,5-Prozentpunkte über dem deutschen Durchschnitt (-0,2%). Die Aussagekraft dieses Zwischenergebnisses für den Stadtstaat Berlin war in der Vergangenheit allerdings nicht immer hoch, da Daten zur Entwicklung in einigen wirtschaftlichen Bereichen noch nicht vollständig vorliegen und deutsche Werte auf Berlin übertragen werden. Da Berlin aber aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur bei der Industrie mit 6,5% einen deutlich geringeren Anteil an der Bruttowertschöpfung aufweist als Deutschland insgesamt (20,8%) und dafür vor allem bei den Dienstleistungen viel stärker aufgestellt ist, kann eine solche Übertragung den hauptstädtischen Verhältnissen nicht vollständig gerecht werden.

So wurde im Jahr 2023 für das Halbjahreswachstum nur -0,1% ausgewiesen, über das gesamte Jahr gerechnet, betrug der BIP-Zuwachs für Berlin aber letztlich +1,6%. Das Berliner „Aufholpotenzial“ betrug also 1,7-Prozentpunkte. Damit könnte die IBB-Prognose von knapp 2% für 2024 rein rechnerisch noch erreicht werden. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die Dienstleistungszahlen im ersten Halbjahr für Berlin entwickelt haben, die vorerst nur für das 1. Quartal 2024 vorliegen. Hier besteht möglicherweise noch die Notwendigkeit für Prognoseanpassungen im weiteren Jahresverlauf.

Die Entwicklung des zweiten Halbjahres dürfte sich zunehmend auf den erstarkenden Konsum stützen. Bereits im zweiten Quartal 2024 stiegen zum fünften Mal in Folge die Reallöhne in Berlin, zuletzt um 4,4%, so dass den Berlinern wieder mehr Geld zur Verfügung steht. Gleichzeitig ist die Teuerung in Berlin im August gegenüber dem Vorjahresmonat bereits kräftig auf 1,1% zurückgegangen (Deutschland: 1,9%). Andererseits steigt im August die Zahl der Arbeitslosen auf fast 210.000 und die Arbeitslosenquote ist mit 9,9% kurz davor, zweistellig zu werden. Dabei sind aktuell knapp 21.500 Stellen zu besetzen, beispielsweise im Verkauf, beim Objektschutz oder im Gesundheitswesen.

Während die Umsätze der Industrieunternehmen in den ersten sieben Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum stagnieren (+0,0%), läuft es bei den exportorientierten Unternehmen inzwischen besser. In den ersten sieben Monaten konnten deren Ausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,6% auf 10,5 Mrd. EUR gesteigert werden. Besonders die schwache Inlandsnachfrage (-22,4%) belastet zuletzt die Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe.

Zugleich entwickeln sich die Berliner Dienstleistungsbereiche weiterhin überdurchschnittlich stark. In den ersten drei Monaten, neuere Werte sind noch nicht verfügbar, haben sich die unternehmensnahen Dienstleistungsumsätze mit einem Zuwachs von preisbereinigt 5,9% erneut deutlich vom Bundestrend abgesetzt (+1,2%).

Dennoch gibt es in der Hauptstadt auch strukturelle Probleme, die im Nachlauf der multiplen Krisen der Jahre seit 2020 nun aufgedeckt werden. Infolge dessen steigen die Insolvenzen, ein nachlaufender Indikator, nun spürbar. Die Zahl der Bauträger, Start-ups, Händler und Gastronomen, die bereits in den ersten fünf Monaten 2024 aufgeben mussten, ist um 33% auf 876 gestiegen. Die angemeldeten Forderungen von Gläubigern steigen sogar auf das Rekordniveau von insgesamt 9,8 Mrd. EUR – höhere Werte gab es nie. Zudem lahmt der Wohnungsbau, in 2023 wurden nur noch 15.965 Wohnungen fertiggestellt (-7,8%). Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht, zumal die die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen bis Juli 2024 um 26,9% auf nur noch 5.746 gefallen ist, rund 2.100 weniger als noch im Vorjahreszeitraum.

Alle Zahlen finden sich im aktuellen Berlin Trend – reinschauen lohnt sich!

 Berlin Trend - September 2024