Die Volkswirte der IBB haben ihre BIP-Prognose 2024 für Berlin auf 2% angehoben. Zwar wurde das Wirtschaftswachstum 2023 noch kräftig um 2,9-Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr abgebremst, konnte sich aber mit einem BIP-Anstieg von 1,6% dennoch deutlich vom bundesdeutschen Trend absetzen (-0,2%). Die weitere wirtschaftliche Erholung der Hauptstadt dürfte sich im laufenden Jahr auf den erstarkenden Konsum stützen. Vor allem die vermehrten Ausgaben der angereisten Fans rund um die Heim-EM werden nicht nur die Stimmung heben, sondern neben dem Hotel- und Gaststättengewerbe auch weiteren konsumnahen Dienstleistern und Konsumgüterherstellern zu einem kräftigen Umsatzplus verhelfen. Im ersten Quartal 2024 stiegen zudem die Reallöhne in Berlin bereits um 5,5%, so dass auch den Berlinern mehr Geld zur Verfügung steht. Gleichzeitig ist die Teuerung in Berlin im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat bereits kräftig auf 1,7% gesunken (Deutschland: 2,4%).
Gut läuft es inzwischen bei den Exporten, die in den ersten vier Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,5% auf 6,14 Mrd. EUR gestiegen sind. Vor allem Frankreich (+86 Mio. EUR; +21%), die Niederlande (+64 Mio. EUR; +22%), Tschechien (+63 Mio. EUR; +50%) und die USA (+60 Mio. EUR; +12%) haben mehr Waren aus Berlin bezogen. Darunter vor allem pharmazeutische Produkte (+152 Mio. EUR; +19%), medizinische Geräte (+78 Mio. EUR;
+22,7%) sowie „sonstige Fahrzeuge“ (+66 Mio. EUR; +11%), zu denen auch Motorräder gehören.
Zugleich entwickeln sich die Berliner Dienstleistungsbereiche weiterhin überdurchschnittlich stark. In den ersten zwei Monaten haben sich die unternehmensnahen Dienstleistungsumsätze mit einem Zuwachs von preisbereinigt 5,9% erneut vom Bundestrend abgesetzt (+1,2%). Besonders die Umsätze im Verkehr- und Logistikbereich (+6,0%) und bei Information und Kommunikation (+7,3%) brummen.
Dennoch gibt es auch in der Hauptstadt strukturelle Probleme, die im Nachlauf der Preiskrise nun aufgedeckt werden. Infolge dessen steigen die Insolvenzen, ein nachlaufender Indikator, nun spürbar. Die Zahl der Bauträger, Start-ups, Händler und Gastronomen, die bereits in den ersten zwei Monaten 2024 aufgeben mussten, ist um 25% auf 335 gestiegen. Die angemeldeten Forderungen von Gläubigern steigen sogar auf 1,9 Mrd. EUR, den höchsten Wert seit 2018. Zudem lahmt der Wohnungsbau. In 2023 wurden nur noch 15.965 Wohnungen fertiggestellt (-7,8%) und auch die Zahl der Baugenehmigungen fällt weiter auf 15.902 (-6,3%).
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