Nach einer überdurchschnittlichen Erholung der Berliner Wirtschaft im Jahr 2021 (BIP-Wachstum von 3,3%) war das vergangene Jahr geprägt durch die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die gesamte Ukraine in Form von hohen Steigerungsraten bei Energie-, Vorleistungs- und Verbraucherpreisen. Während die Konjunktur schwungvoll in die erste Jahreshälfte gestartet ist (BIP-Wachstum von 3,7%), trübte sich die Entwicklung im Laufe des Jahres ein, sodass am Ende voraussichtlich ein Plus von mindestens 2,5% geblieben sein dürfte (Deutschland: 1,9%). Berlins wirtschaftliche Entwicklung wird sich 2023 den nationalen und internationalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht vollends entziehen können. Aber nach einer Flaute im Winterhalbjahr wird die hauptstädtische Wirtschaft wieder an Fahrt aufnehmen und 2023 mit einem Wachstum deutlich oberhalb der Nulllinie abschließen.
Der Berliner Arbeitsmarkt sendet mit einem Zuwachs von 52.026 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (+3,2%) im November 2022 stabile Signale in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld und entspricht mehr als dem doppelten Zuwachs auf Bundesebene (+1,4%). Hier zeigt sich insbesondere der Wirtschaftszweig Informations- und Kommunikationstechnologie führend mit einem Aufbau von 14.208 neuen Arbeitsplatzen gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote ist zu Jahresbeginn 2023 auf das Vorjahresniveau von 9,1% gestiegen und auch die Unterbeschäftigung verzeichnet saisonbereinigt einen leichten Anstieg, was vor allem auf die Integrationskurse der geflüchteten Personen zurückzuführen ist.
Die unternehmensnahen Dienstleistungen sind weiterhin der Stützpfeiler der Berliner Wirtschaft, die Umsätze der Branche steigen saison- und kalenderbereinigt um 21,3% im Vergleich zum Vorjahresquartal, während die Beschäftigung um 3,1% zunimmt. Im von der Corona-Krise besonders betroffenen Tourismusbereich ist die Umsatzdynamik weiterhin rückläufig – nach einem guten ersten Halbjahr 2022 – und erreichen im Beherbergungsgewerbe ein Plus von nur noch 2% im Vergleich zum Vorjahresmonat und im gesamten Gastgewerbe einen Aufwuchs von 17,7%. Insbesondere in diesen Bereichen wird die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte aufgrund der stark gestiegenen Preise zu einem wachsenden Hemmnis, dennoch halten die Betriebe an ihren Fachkräften fest.
Die Berliner Industrie bleibt auf den ersten Blick mit einem Umsatzplus von 49,4% in 2022 eine Wachstumsstütze. Der Großteil dieser Umsatzsteigerungen wurden im Inland erwirtschaftet (+92,1%) und resultiert insbesondere aus der Eingliederung eines neuen Betriebs in die Statistik. Diese Sondereffekte außen vor, verzeichnen die Auftragseingänge aufgrund der internationalen Konjunkturabschwächung einen Rückgang von 0,4%.
Die Umsätze im Bauhauptgewerbe steigen nominal um 11,2%, doch durch die im zweiten Halbjahr vollzogene Zinswende der europäischen Zentralbank wird der Wohnungsbau spürbar gebremst, da viele Bauprojekte nachkalkuliert und angehalten werden. Daher steigen die Bauauftragseingänge nur um 1,04%, während sie beim Wohnungsbau um 20,2% eingebrochen sind. Auch vor dem Hintergrund leicht sinkender Kaufpreise in 2023, wird die Finanzierung einer Immobilie in Berlin aufgrund steigender Zinsen unter dem Strich teuer bleiben, so dass vorerst mehr Menschen auf dem Mietmarkt verbleiben.
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