|
Berlin steht vor einer zentralen Herausforderung für die Klimaneutralität bis 2045: Während in vielen Sektoren die CO₂-Emissionen deutlich gesunken sind, bleibt der Verkehrsbereich hinter den Zielen zurück. Deshalb kommt dem Hochlauf der Elektromobilität und dem raschen Ausbau der Ladeinfrastruktur eine entscheidende Rolle zu, wenn die Stadt ihre Klimaziele in diesem Bereich erreichen will.
Die Emissionsbilanz des Verkehrssektors für das Jahr 2023 zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist: 3,9 Mio. Tonnen CO₂ entsprachen 53,1 % der Berliner Gesamtemissionen, seit 1990 wurde im Verkehrsbereich nur eine Reduktion von 8,7 % erzielt. Der CO₂-Ausstoß im Straßenverkehr ist gegenüber 1990 sogar um 3,9 % gestiegen.
Aktuell sind in Berlin 75.379 PKW elektrisch unterwegs, das entspricht 6,1 % von insgesamt 1,23 Mio. PKW; bei gewerblichen Fahrzeugen sind es sogar 39.616 Fahrzeuge bzw. 21,9 %. Die Errichtung öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur hat in den vergangenen Jahren stark an Dynamik gewonnen: von 61 Ladeeinrichtungen im Jahr 2015 auf 3.564 im 3. Quartal 2025, ausgestattet mit insgesamt 5.976 Ladepunkten. 14,4 % der Ladesäulen bieten inzwischen Ladeleistungen oberhalb von 50 kW. Mit einer Gesamtladeleistung von 158 MW werden die europäischen Vorgaben aktuell zu 191 % übererfüllt. Für 2030 wird eine öffentlich zugängliche Kapazität von rund 420 MW benötigt, weshalb der Ausbau entschlossen beschleunigt werden muss.
Die Marktdynamik bleibt fragil: Im Vierjahresdurchschnitt wurden in Berlin jährlich etwa 68.000 Fahrzeuge neu zugelassen. Nach dem Spitzenwert von 19.823 bei Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen 2022 (29,9 %) sank die Zahl 2024 auf 14.856 (23,6 %). 2025 liegt der durchschnittliche Anteil bis Juli jedoch bereits bei 30,5 %.
Um ausgehend von einer öffentlich zugänglichen Ladekapazität von aktuell 158 MW die Zielmarke der Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur 2030 (420 MW in 2030) zu erreichen, müssen klare Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wichtig ist, dass vorhandene Förderinstrumente wie WELMO auf gemeinschaftlich genutzte Ladepunkte in dicht besiedelten Wohnquartieren ausgerichtet werden. Auch eine Ausweitung des Pilotprojektes Laternenladen sollte konsequent verfolgt und beim Austausch alter Gaslaternen systematisch mitgedacht werden. Die zeitlich flexiblere Nutzung öffentlich zugänglicher Ladepunkte (z. B. auf Parkplätzen) kann ermöglichen, vorhandene Kapazitäten besser auszulasten und Netzausbaukosten zu begrenzen.
Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie unter https://www.ibb.de/volkswirtschaft.
|